Demian Kern
Ăber die Ausstellung
FĂŒr die aktuelle Ausstellung hat Demian Kern einige Swarovski Figuren der Kollektion âSilver Crystalâ und ein paar Plastikkerzenhalter auf einen Overheadprojektor gelegt und dann die Projektionen der verschiedenen Objekte akribisch genau abgemalt. Was man nun bei âStylish Beauty 2â zum Beispiel sieht, ist keine Katze, auch nicht das Bild einer solchen, sondern das Bild der Projektion eines Objekts, das eine Katze darstellen soll. Die SammlerstĂŒcke hat Kern irgendwo in seiner Umgebung aufgelesen, auf der Suche nach Dingen, die selbst schon ein poröses VerhĂ€ltnis zur RealitĂ€t haben. Die industrielle Gestaltung von Hund, Katze und Ente sowie der knallbunten Kuchendekoration bezieht sich nicht auf das tatsĂ€chliche Aussehen von Tieren oder BlĂŒten, sondern auf Ă€hnlich artifizielle Artefakte, die das Leben ausstaffieren und ein wenig aufhĂŒbschen sollen. Swarovski bedient diese Sehnsucht nach einer Glitzerwelt gewinnbringend, hinter der als Nebeneffekt auch die Verwicklung der Firma in den Nationalsozialismus verblasst.
WĂ€hrend das transluzente Material dunkle Schatten auf die ProjektionsflĂ€che wirft, bricht das weiĂe Licht an den scharf geschliffenen Kanten der Kristalle in alle Spektralfarben auf, die auch in die Projektion und folglich in die Bilder ĂŒbertragen werden. Die Ăbersetzung von Objekt ins Bild stellt eine deutliche Verschiebung zu den Figuren dar, die kaum wiederzuerkennen sind, weil sie durch das Licht des Overheadprojektors als opake FlĂ€chen erscheinen und so eine ĂŒberraschend graphische Anmutung erhalten. Auch die unbestimmte Tiefe des Lichtraums des Projektors erscheint im Bild als intransparenter mattgrauer Grund. Die Silhouetten, die je nach LichtdurchlĂ€ssigkeit der Vorlagen hĂ€rter oder weicher konturiert sind, kreieren eine eigentĂŒmliche Art von RĂ€umlichkeit, die jedoch ganz anders konstruiert ist, als beim kristallinen Ausgangsmaterial.
Die UnschĂ€rfe an den RĂ€ndern und die prismatischen Lichtreflexe, unterstreichen die Differenz zwischen dreidimensionalem Objekt und flĂ€chiger ReprĂ€sentation noch einmal mehr, denn sie verzögern, irritieren die Wahrnehmung. Sie lassen die Betrachter:innen ĂŒber den Moment, in dem man glaubt eine Katze zu erkennen, stolpern, weil die Identifikation mit den Figuren durch die Struktur der bildlichen ReprĂ€sentation kontinuierlich unterminiert wird. Stattdessen wird eine gedankliche Bewegung in Gang gesetzt, die zwischen GegenstĂ€ndlichkeit, Abstraktion, Gestus, Figur und Grund, FlĂ€che und Volumen, Transparenz und OpazitĂ€t sowie Licht und Schatten hin und her schaltet. Demian Kern untersucht diese Folge bildlicher ModalitĂ€ten, wobei er das VerhĂ€ltnis von Objekt zur Darstellung des Objekts in einen Flow bringt.
Diese irisierende Beweglichkeit steht in einem SpannungsverhĂ€ltnis zu den stillgestellten, eingefrorenen Situationen, die die SchattenwĂŒrfe der flĂŒchtigen Arrangements festhalten. Die in einer Art Niemandsland zusammengewĂŒrfelten statischen FigĂŒrchen werden in der Rezeption durch die Abfolge von Gruppenszene und Close-Ups animiert. Die Arbeiten verbinden sich jedoch nicht nur ĂŒber die vermeintliche Narration, sondern ebenso ĂŒber konzeptuelle malerische Kategorien. Darauf zielt auch das einzige Bild, das in der Konstellation der Ausstellung mehrfach aus dem Rahmen fĂ€llt: ein monochromes GemĂ€lde, das keine Wiedergabe von etwas darstellt, sondern reine Bilderfindung ist. Hier wird noch einmal das Malerische im Unterschied zur Vorlage aufgerufen. Die grĂŒne Leinwand bietet eine leere ProjektionsflĂ€che fĂŒr imaginĂ€re Nachbilder der gesehenen Formen. Sie stellt einen Bruch dar, aber zugleich bestĂ€tigt sie die konsequente Logik der Untersuchungen des Bildlichen.
– Anette Freudenberger 2023
Demian Kern lebt und arbeitet in Wien. Er studierte an der Kunsthochschule Berlin Weissensee bei Ralf Ziervogel und Nine Budde und am Art Center Pasadena bei Stan Douglas, Laura Owens und Bruce Hainley.
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