Josef Bauer
PAX

19.01.—23.03.2024

Über die Ausstellung

PAX bedeutet Frieden und es bezeichnet ebenfalls die Hilfsmaßeinheit bei der Darstellung einer Personenanzahl, etwa für Gäste oder Besucher:innen. Der Wille, Dinge, Gegenstände, Buchstaben, Bedeutungen künstlerisch miteinander in Beziehung zu setzen, durchzieht Josef Bauers gesamtes Werk. Es ist die Mehrdeutigkeit des Begriffs PAX, die den Künstler beschäftigt. Die Studentenproteste von 1968 und die sich daraus entwickelnde Friedensbewegung spielen für den jungen Künstler eine wichtige Rolle. In dieser Zeit beginnt er mit Buchstaben zu experimentieren. Er spielt mit verschiedenen Formen der Geste des Demonstrierens und Zeigens. Es entstehen Fotoarbeiten von performativen Momenten im Umgang mit Buchstaben in seinen Händen, die sogenannten Buchstabenstäbe, die Wasserkissen mit schwimmenden Buchstaben und das weniger bekannte Objekt PAX.

Die gesellschaftspolitische Dimension in Bauers Werk wurde lange Zeit wenig beachtet. Durch die engen Beziehungen zu Heimrad Bäcker, Peter Kubelka oder Gerhard Rühm wurde sein Werk unter dem Label der konkret-poetischen Plastik weniger gesellschaftskritisch als formalistisch wahrgenommen. Eine eher formale Auseinandersetzung zeigt die Arbeit der Knitterzahlen. Die Zahl 4 symbolisiert den abwesenden Menschen (eine PAX). Heute wissen wir, daß Bauers Werk stark politisch konnotiert ist und die Proteste von 1968, aber auch in der Folge das Ende des Eisernen Vorhangs 1989 und die erste schwarz-blaue Regierung 2000 wesentliche Momente der Auseinandersetzung in seinem Werk darstellen. Steht bei den schwimmenden Buchstaben noch die spielerische Auseinandersetzung mit der Sprache im Vordergrund, so verweist das Projekt „Maikäfer flieg!“ mit dem übergossenen Kriegsspielzeug auf Christine Nöstlingers autobiografischen Roman über die Kriegserlebnisse eines jungen Mädchens während der Nazizeit. Im Roman ist es die Freundschaft zwischen einem Mädchen und einem Soldaten, die von Menschlichkeit in Zeiten des grausamen Krieges erzählt. Als wäre dies die Vorlage für die kritische Serie der Nazi-Skulpturen mit den sogenannten „verfügbaren Pinselstrichen“. Bauer spricht 2019 oft davon, wie er diese Fotografien auf Flohmärkten fand und sie mit abgegossenen Pinselstrichen „ästhetisch aufwerten” wollte. Die Arbeiten entstanden kurz nach der ersten rechtskonservativen Koalition auf Bundesebene im Jahr 2000. Bauers Gipsskulpturen aus den 1960er Jahren, die noch den Abdruck der Hand erkennen lassen, ein O mit einem Gipsabdruck der Hand, allesamt Zeugnisse menschlichen Handelns, machen den Künstler gedanklich zum anwesenden PAX, öffnen aber den Blick auf den Wunsch nach Versöhnung, nach einem UND statt einem ODER, nach einer Aussöhnung und Auflösung der Fronten. Fronten, die Bauer seit seiner Kindheit erlebt hat und die er immer wieder aufzulösen versucht.

– Text: Harald Krejci

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