Sebastian Koch
schlingfiester

12.03.—30.07.2020

Über die Ausstellung

Es liegt ein ganz offensichtlicher ernsthafter Witz in den Bildern Sebastian Kochs, der durch das Ausformulieren der Linie auf der Leinwand zum Ausdruck kommt. Eine gemalte FlĂ€che wird durch eine Linie gestört, die Linie scheint nur soweit formuliert, bis es zu einem Dialog zwischen FlĂ€che, Linie und Bildraum kommt. Koch betreibt dieses Spiel solange, bis diese LiniengefĂŒge zu Assoziationen mit etwas außerhalb des Bildes liegenden anregen. Die Linien werden zu Zeichen, die wir nicht eindeutig zuordnen können. Aber eine leise Ahnung hat jeder Betrachter, sie reift nur nicht zu einer konkreten Form in unserer Vorstellung, obwohl die Linie eine ganz konkrete Form annimmt. Wenn diese Malerei dann noch mit einer Rahmenleiste versehen wird, die den Rand der Leinwand sichtbar macht, so lenkt er unseren Blick auf die MaterialitĂ€t der Malerei. Aber gleichzeitig verweist die Rahmung auch auf die Malerei der 50er Jahre und auf eine Zeit, als der abstrakte Expressionismus einen Wendepunkt der Malerei einleitete: Von der ProjektionsflĂ€che zum Materialkonstrukt. Koch fasst die Malerei als Konstruktion von Material auf, aber auch als TrĂ€ger von Zeichen die auf ein „außen“ verweisen – mit dieser doppelten Konnotation eröffnet Koch ein Spiel der Zeichen, die in ihrer Lesbarkeit ganz im Sinne der Semiotik immer auch rĂ€tselhaft und uneindeutig bleiben und nicht einen gewissen Witz entbehren.

Bei Sebastian Koch handelt es sich nicht um eine reduktionistische Malerei, um das Abstrahieren von Formen aus einer gegebenen Vorlage heraus. Sie reprĂ€sentiert nicht das Sich-Abarbeiten an einer Vorlage, egal ob diese Vorlage nun die nun Natur oder Kunst wĂ€re. Sie ist aber auch kein stĂ€ndiges Erproben der malerischen Mittel um ihrer selbst willen. Koch behandelt alles als Material, daraus resultiert wiederum ein spielerischer Umgang. Er unterscheidet nicht zwischen bildnerischem Material, Ideenmaterial, oder dem tatsĂ€chlichen Material, aus dem Malerei (und die moderne Plastik!) entsteht, nĂ€mlich aus Farbe, Holz, Rahmen, Leinwand etc. Dass er sich immer auch mit Kunst auseinandersetzen muss ist dabei klar. Denn sobald er nur den geringsten Eingriff ins Material der Malerei setzt, beginnt das Spiel und die BĂŒrde der ReprĂ€sentation. Malerei und sein Diskurs sind dafĂŒr seit dem beginnenden 20. Jahrhundert elaboriert genug um neue AngriffsflĂ€chen zu bieten. Man spĂŒrt die Lust an der Auseinandersetzung bei Koch, die nicht bei der Kunst endet und im Titel der Ausstellung ebenfalls zum Ausdruck kommt.

Text von Harald Krejci

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Biografie, Ausstellungen, Werke

„I process memories and emotions in my paintings. Internalised nostalgia.“
Sebastian Koch